Borkenkäfersituation in den Wäldern der Verbandsgemeinde Brohltal Juli 2020
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Borkenkäfer- Situation in unseren Wäldern spitzt sich dramatisch zu.
Das dritte Jahr in Folge mit zu geringen Niederschlägen und hohen Temperaturen setzt jetzt auch Fichtenbeständen zu, die in den letzten beiden Jahren noch halbwegs ohne Schäden davongekommen sind. Es ist zu befürchten, dass wir in die gleiche Schadsituation wie im Westerwald kommen und wir die Fichte auf großen Flächen verlieren. Wir haben im Moment bereits 50.000fm Fichtenschadholz aufgearbeitet, das entspricht 70.% der Vorjahresmenge und ein Ende ist lange noch nicht abzusehen
In den Revieren wird fieberhaft gegen die voranschreitende Katastrophe gearbeitet.
Erschwerend kommt hinzu, dass wie auch im Vorjahr, der Holzmarkt nur begrenzt aufnahmefähig ist, da sehr große Schadholzmengen aus den angrenzenden Gebieten zu unseren Abnehmern gelangen. Die Sägewerke nehmen deshalb nur noch frischbefallenes Käferholz (mit anhaftender Rinde) streng nach Lieferstaffeln ab. Rote Fichtenbestände, die zurzeit unser Landschaftsbild prägen, werden nicht mehr als Stammholz abgenommen, sondern können höchsten falls noch als Industrieholz vermarktet werden. Für dieses Holz ist der Aufarbeitungspreis weit höher als der Erlös.
Da von diesen Beständen aus Forstschutzgründen keine Gefahr mehr für gesunde Fichtenbestände ausgeht, da die Käfer schon lange ausgeflogen sind, wird im Forstamt die Linie gefahren, dass diese Bestände nicht abgeräumt werden. Nur dort wo die Verkehrssicherheit gefährdet ist, werden wir auf einer Baumlänge abräumen und ansonsten die Finger davonlassen, es sei denn, die Gemeinde wünscht etwas Anderes. Die Herstellung der Verkehrssicherheit wird vom Land in Höhe von 61% der Kosten gefördert.
Nachteil der Variante stehenlassen und nichts tun: In diesen Bestände darf so lange nicht gearbeitet werden, bis die Bäume in sich zusammengebrochen sind. Sollten dennoch Maßnahmen früher erforderlich werden (wie z.B. Wiederaufforstungen), müssen die abgestorbenen Fichten mit Seilunterstützung zu Fall gebracht werden.
Das Vorgehen auf diesen Schadflächen sollte im Rahmen von Waldbegängen mit den Gemeinderäten diskutiert werden.
Aber auch bei frisch vom Käfer befallenen Fichtenbeständen bekommen wir finanzielle Probleme, dort wo wir nicht mit Harvestern (Vollerntern) die Holzernte durchführen können, sind oftmals die Holzerntekosten höher als die Holzerlöse, selbst, wenn wir die Fördermittel, die es für Schadholzbeseitigung gibt, mit einrechnen.
Die Holzernte macht in diesen Beständen aus Sicht des Forstamtes dennoch Sinn, wenn umliegende, gesunde Fichtenbestände dadurch gerettet werden können (könnten). Diese Entscheidungen, ob das Forstamt unter den o.g. Umständen aufarbeiten lassen soll, oder nicht, ist unbedingt mit den Gemeinderäten zu diskutieren.
Dazu sollten ad hoc Waldbegänge mit Revierleitung und Forstamtsleitung durchgeführt werden. Die Revierleitung wird bei den betroffenen Gemeinden auf die Gemeindevertretungen zukommen, um entsprechende Termine zu vereinbaren.
Auf Grund der Käfersituation werden sich die in den Forstwirtschaftsplänen gemachten Angaben zu den Finanzergebnissen bei Weitem nicht einhalten lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Bolko Haase
Forstamtsleiter